In meiner Arbeit möchte ich meine Schlussfolgerungen nach der Lektüre des Romans Herr Lehmann von Sven Regener darstellen und auch eigene Stellung zu seiner Konzeption der Handlung nehmen.
Sven Regeners Bestseller Herr Lehmann ist als Großstadt-, Wende- und Entwicklungsroman betrachtet. Die Handlung ist vom Autor sehr lustig, humorvoll und kompliziert dargestellt. Die Geschichte findet in Kreuzberg statt. Das ist ein westdeutscher Bezirk, in dem die aufrührerischen Menschen wohnen, einerseits die sich mit der Politik gern beschäftigen und anderseits die keine Interessen daran zeigen. Zu der letzten Gruppe gehören besonders die Homosexuellen, die Anarchisten, Drogenabhängiger und Schmuggler von Devisen. Sie haben eine gemeinsame Eigenschaft – Lebensstil, der sich auf die Faulheit und Verachtung des schnellen Lebenstempos stützt. Zwischen diesen Menschen lebt Frank Lehmann, die Hauptfigur des Romans, dessen Leben sich seit einigen Jahren nicht verändert hat. Aber an seinem Geburtstag wird die Routine seines Lebens gebrochen. Lustige und komische Situationen (z.B. das Treffen mit dem Hund, der Besuch seiner Eltern, die Romanze mit einer schönen Köchin, der Verrat von seinem Freund) führen zu Veränderungen in seinem Leben.
Der Autor siedelt die Handlung von Herr Lehmann in einer bedeutungsvollen Phase der Geschichte an, unmittelbar vor dem Fall der Mauer 1989 und dem sich anschließenden Zusammenbruch de Ost-West-Weltgefüges. Meiner Meinung nach versuchte er die Veränderungen von dem Leben Frank Lehmann mit dem Wandel der Politik in dieser Zeit gegenüberzustellen. Er tut das nicht so deutlich, weil er ihn darstellt, als jemanden, der sich wenig um die politischen Verhältnisse schert, aber der Hintergrund ist sichtbar und bringt auf den Gedanken den Zusammenhag der Geschichte von Leben der Hauptfigur mit den Geschehnissen in der Politik.
Die Stadt Berlin als der Hauptschauplatz der politischen Geschehnisse steht in diesem Roman für den Wandel, aber der Stadtteil Kreuzberg für die Stagnation, die aus Angst vor dem Wandel resultiert. Alle Situationen, die Zeit und das Umfeld erlauben Frank Lehmann mit knapp dreißig Jahren das Leben eines Jugendlichen zu führen. Er ist selbst unfähig irgendwelche Entscheidungen zu treffen und zeigt keine Interessen an die Veränderungen, die ihn zur Verbesserung seines Lebens führen können. Aber ohne darauf Einfluss zu haben gelingt er zum Punkt, wo er von diesem Moment an etwas ändern muss.
Meiner Meinung nach hat der Autor die Charakterzüge von der Hauptfigur sehr gut in dieser bedeutungsvollen Phase der Geschichte platziert, weil unterschiedliche Gruppe ihre Interessen an dem Roman zeigen können. Die Leser gegen 30 Jahre alt können sich mit der Weltanschauung der Hauptfigur identifizieren oder sich einer ganz anderen Stellung bewusst werden und die Älteren haben die Möglichkeit, ihre eigene Erfahrungen von der Zeit der Wandlung 1989 mit den in dem Roman dargestellten Geschehnissen zu vergleichen.