Thema: Märchen
In dieser Einheit wurde ein literarisch-systematisches Thema gewählt und kein inhaltliches. Dies lässt sich durch den festen Platz der Gattung Märchen in der Kinderliteraur rechtfertigen. Sie müssen daher nicht unbedingt durch bestimmte Inhalte vermittelt werden. Die didaktische Rechtfertigung für die Behandlung von Märchen im Deutschunterricht kann auf verschiedene Argumentationen zurückgreifen:
Tradition: Da Märchen (noch) einen festen Platz in der Kinderliteratur haben, sollten sie im Literturunterricht berücksichtigt werden.
Mündlichkeit-Schriftlichkeit: Märchen stammen aus der oralen Literatur, woraus sich auch ihre einfache Struktur erklärt (außer bei Kunstmärchen). Damit lassen sich an Märchen auch generell Unterschiede zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit erarbeiten. Darüber hinaus eignen sie sich sehr gut zum Retransfer in die Mündlichkeit
Medien: Weite Teile der (trivialen) Kindermedien verarbeiten Märchenmotive. Die Behandlung von Märchen kann daher auch eine Grundlage für die Mediendidaktik liefern.
Psychoanalytisch: Insbesondere in der Tradition von Bruno Bettelheim wird angenommen, dass in Märchen menschliche "Grundkonstellationen" dargestellt und "durchgearbeitet" werden. Dies gelte gerade auch für die teilweise brutalen und angstauslösenden Szenen.
Formale Merkmale von Märchen:
phantastische, realitätsüberhobene, variable Erzählung, deren Stoff aus mündlich volkstümlicher Tradition stammt.
Volksmärchen vs. Kunstmärchen
fehlende Göttersphäre, keine religiösen Bezüge
fehlende historische und geographische Bezüge (Raum und Zeitlosigkeit)
selbstverständliche Aufhebung der Naturgesetze (Verwandlungen, sprechende Tiere)
Auftreten von Fabelwesen
Einschichtigkeit: einfache Zentrierung auf Hauptfigur(en)
stereotype Handlungen (Auszug, Vertreibung, Rätsel-Lösung)
Sieg des Guten, grausame Bestrafung des Bösen
stereotype Orte (Schloss, Wald, Höhle, Quelle)
stereotype Requisiten (Spiegel, Ring, Brunnen)
symbolische Zahlen (7, 3)
stereotype Personen (König, Königstochter, Stiefmutter)
Formelhaftigkeit der Sprache
...
Beispiel
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Struktur der Einheit
Die Formelhaftigkeit von Märchen soll dadurch verdeutlicht werden, dass verschiedene Bausteine geliefert werden, die zusammengesetzt schnell zu einem Märchentext führen. Damit kann - schriftlich wie mündlich - die die Produktion eines komplexen Textes unterstützt werden.
Hinführung
Verdeutlichung der stereotypen Personen durch Bilder.
Hoher Wiedererkennungswert der Schlüsselszenen
Verknüpfung der formelhaften verbalen Handlungen mit den Personen
Sprechen
Einstieg in die Textsorte durch das mündliche Medium; Anschluss an vorhandenes Wissen
Adjektive/ Antonyme: Beschreibungen erfolgen häufig in einfachen Gegensatzpaaren. Einbezug eines grammatischen Themas.
Einfache Figurenkonstellation (182,3): Durch die Konfrontation zweier gegensätzlicher Figuren - Zwerg und Riese - entsteht bereits eine dynamische Märchen-Erzählsituation
Formelhafte sprachliche Elemente (Anfang und Ende): Auch dadurch wird ein Einstieg in die Textproduktion gegeben.
Sortieren von Textelementen (183,2): Beliebte Methode zur Rekonstruktion von Textstrukturen/ Aufbau von Strukturwissen
Märchenerzählplan: Das mündliche Erzählen wird durch einen kompletten Handlungsplan unterstützt. (Makrostruktur eines Textes)
Umgang mit Texten
Märchenreise: Interkultureller Aspekt von Märchen
Erarbeitungsformen:
Thematisierung emotionaler Aspekte (Grausamkeit)
Erarbeitung formaler Merkmale (Salz, Rettung, Ort, Anfang, ...). Wichtig: Beleg durch Textstellen.
Nacherzählung
Märchenvergleich
Schreiben