So eine Trauerfeier hat es in der Geschichte des Fußballs und des Sportes in Deutschland nicht gegeben. Niemand weiß, ob der Umgang angemessen ist. Die öffentlichen Rituale des Fußballs und die öffentlichen Rituale einer Trauerfeier stehen sich gegenseitig im Weg. Darf und soll man applaudieren? Wie laut darf Beifall sein, darf es an Jubel erinnern, mit dem die Fans sonst die Paraden Robert Enkes begleitet haben? Soll der Sarg im Mittelkreis des Fußballfeldes stehen, wo die Kapitäne, von denen Robert Enke einer war, sich sonst die Hand geben, und wo Anstoß ist, wenn der Torhüter einen Treffer kassiert hat? Und überhaupt: Ist eine so gigantische Feier samt Heldenverklärung im Sinne des Verstorbenen?
Diese Fragen sind nicht zu beantworten, wie viele Fragen, die seit Dienstagabend gestellt werden. Immer wieder, immer drängender. Und die kritischen Stimmen mehren sich. Bei kirchlichen Beisetzungen spenden Rituale Trost, und die Liturgie gewährt eine eingeübte Sicherheit. Dies fehlt. Schmerzlich. Auch wenn der katholische Pfarrer, der mit den Enkes seit dem Tod der Tochter Lara eng verbunden ist, am Anfang und am Ende der Feier spricht.
Michael Ballack und Per Mertesacker gehen zu Beginn mit einem Kranz zum Sarg, die Nationalspieler waren beide mit Robert Enke befreundet, auch sie wussten nichts von seiner Depression. Beide murmeln ein paar Worte für sich, senken die Köpfe. Hannovers Präsident Martin Kind ruft anschließend in das weite Rund: „Es ist die Ohnmacht, die uns alle so hilflos macht“. Das trifft die Stimmung, die Sprachlosigkeit seit Dienstag und erklärt auch die Begleiterscheinungen.
Bei den Kondolenzbüchern draußen etwa tönt „Candle In The Wind“ aus den Lautsprechern, jenes Lied von Elton John, das Marilyn Monroe galt und beim Tod von Lady Diana 1997 zur inoffiziellen Trauerhymne wurde. Es gibt frappierend viele Parallelen zu damals, als die Prinzessin bei einem Autounfall ums Leben kam. Doch warum eigentlich?