WER NIECHT LIEST, IST DOOF
Als Kinder haben wir mit Kreide auf die Hauswände
gemalt: "Wer Das Liest Ist Doof". Ach und diese
Freude dann, wenn es Eltern und Lehrer lasen, die
Doofen! heute möchte ich manchmal-- gibt es
überhaupt noch kreide? - Kreide nechmen und
beschwörend ganz groß auf alle Wände schreiben:
"WER NICHT LIEST IST DOOF"
. Es gibt eine Menge Leute, die nicht lesen.
Und Jetzt werden Sie sagen, na, die konnen
dafür sicher prima Fußball spielen und computer
bedienen oder haben unheimlich viel Herzenswarme
oder charakter oder sind erfolgreiche Manager. Und ich
sage ihnen: wer nicht liest, ist trotzdem doof, zum
Teufel dann auch mit der Herzenswarme.
Die Lust an der Literatur ist auch die Lust am Leben.
Die Kunst zu lesen, ein faszinierendes BUch zu verschlingen
darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu konnen, ist
ein Stück Lebenskunst. Und es bedeuted natürlich auch, sich nicht
von anderen medien ablenken zu lassen. Dann kann es eine glüchende
Liebesgeschichte werden - die zwischen einem Buch und einem
leidenschaftlichen Leser. Und sind die nicht blöde, die der Liebe aus dem
Weg gehen, wenn sie ihnen begegnet?
Das Lesen war und ist nicht nur fur mich lebenserklärend. ja
sogar lebensrettend. In den Büchern habe ich das leben kennen gelernt,
das die Schule vor mir versteckt hatte. In den Büchern zeigt sich mir eine andere
Realitität als die, in die meine Eltern und Lehrer mich pressen wollten.
Lesen ist anstrengend und aufregend - wie die Suche nach dem passenden Partner.
Ob es die grose Liebe war oder eine unbedeutende Kurzbeziechung, weiß man
erst hinterher - und ein viel versprechender titel ist noch keine Garantie fur ein
befriedigendes Leseerlebnis
Lesen ist gefährlich, wie eine ansteckende Krankheit, wie ein Fiber.
Es trägt uns weg aus dem gewohnten Umfeld, es stellt lebensumstände in Frage,
weckt Sehnsüchte und Widerstand. Nicht ohne Grund verbieten und verbrennen
Diktatoren zuerst die Bücher und sperren die Dichter ein.
Die Literatur ist auch Spiel. Spiel ist mit Lust verbunden. Wer keine Lust am Leben hat,
soll es halt lasen. Er kann ja trotzdem ein hervorragender Elektronikspezialist sein,
er kann Herzen verpflanzen oder zum Mond fliegen. Ein bisschen doof ist er aber doch
-- schon weil er auf Lust verzichtet. Nach jedem Buch ist man ein anderer als zuvor.
Auf irgendeiner Postkarte stand eimal: "Lesen ist fur die Seele, was Gymnastik fur der
Köper ist".
Es hat eine heilende Wirkung, es ist wie ein nie endender Dialog mit sich selbst:
lesen macht nicht unbedingt glücklicher, aber man lernt sich besser kennen, und
irgendwie kann das auch eine Art von Gluck sein. Lesen ist auch Erfhrung von
Diffenentz - ich sehe, dass zu anderen zeiten Menschen anderes gelebt haben ader
an anderen Orten unter anderen Umstanden anderes leben als ich. Und ich kann mich
einordnen - wo ist mein Platz in all dem??
Lesen führt zur identifikation, lesend sind wir unser eigener held. Ist also nicht der, der
all das nicht wahrhaben will - nin ja: doof??
bede wdzieczny za pomoc:)